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Austauschmaßnahmen

Sommer 2008 – Reise nach Ghana

Nach intensiver Vorbereitung in Deutschland und Ghana starteten 14 ghanaische und deutsche Schülerinnen und Schüler ein zweiteiliges Projekt.
Für den ersten Teil des Austausches wurde der Titel gewählt. „Here are my roots – there I want to go – there I would like to stay“ (hier sind meine Wurzeln, da möchte ich hin, da möchte ich bleiben). Im Verlaufe des Projekts wurde in Ghana in mehreren Schritten ein Theaterstück entwickelt, das in der abschließenden Bühnenpräsentation in kurzen Szenen den Bogen von einer individuellen Auseinandersetzung mit Lebensperspektiven zu weltpolitischen Themen wie Sklavenhandel, Kolonialismus und Weltwirtschaft spannte. Die Präsentation endete mit Selbstverpflichtungen, sich für eine bessere Welt einzusetzen, in der jeder Mensch seine individuellen Bedürfnisse befriedigen kann. Voraussetzungen dafür sind, dass Frieden herrscht, allen Bildungsmöglichkeiten offen stehen, Gerechtigkeit und gleiche Lebensbedingungen vorhanden sind.

Sommer 2009 – Gegenbesuch in Deutschland

Der zweite Teil des Projektes in Deutschland knüpfte an die Präsentation in Ghana an. Gerechtigkeit und gleiche Lebensbedingungen bedeuten zuallererst, dass alle Menschen ihre Grundbedürfnisse wie Nahrung, Wohnung, Kleidung befriedigen können. Da die ghanaischen Partner zu Köchinnen, Schneiderinnen und Maurern ausgebildet werden, ergab sich daraus der Projekttitel „essen, kleiden, wohnen - wir setzen uns ein für gleiche Lebensbedingungen“.
Die gemeinsam erhobenen ökologischen Fußabdrücke Ghanas und Deutschlands zeigen, wie ungleich die Lebensbedingungen sind. Würde man den deutschen Lebensstil auf alle Menschen dieser Welt übertragen, bräuchte man drei Erden. Unter ghanaischen Lebensverhältnissen würde die Menschheit mit einem Viertel der Erde auskommen.
Gemeinsam erkundeten die deutschen und ghanaischen Jugendlichen, wo die Ursachen der Ungleichheit liegen. Sie hinterfragten den hohen Fleischkonsum der Deutschen, beschäftigten sich mit der arbeitsteiligen Textilproduktion auf Kosten der armen Länder und mit den Bemühungen der Baubranche, Solarenergie und andere regenerative Energiequellen zu nutzen. Im örtlichen Tafelladen und beim Besuch eines Pflegeheims erfuhren sie, dass auch in Deutschland die sozialen Unterschiede beträchtlich sind und zunehmen. Gemeinsam entwickelten sie Visionen, wie alle Menschen in Zukunft gut leben können, ohne die Ressourcen nachfolgender Generationen unwiederbringlich zu zerstören.
Auch am Ende des zweiten Teils stand eine kreative Aktivität - dieses Mal auf dem Wochenmarkt in Schorndorf - die die Öffentlichkeit mahnte, weniger verschwenderisch mit Ressourcen umzugehen.

Nord-Süd-Partnerschaft im Zeichen der Solidarität

Während ihres Aufenthalts in Ghana erlebte die deutsche Gruppe, dass die Partnerschule unmittelbar in ihrer Existenz bedroht ist. Seit mehr als einem Jahrzehnt ist die Schule gezwungen, sich fast ausschließlich durch die Schulgebühren zu finanzieren, und ebenso lange versucht sie zu erreichen, dass die Regierung die Lehrer-Gehälter übernimmt. Durch das hohe Schulgeld und landesweite Entwicklungen sank im letzen Schuljahr die Schülerzahl dramatisch. Gleichzeitig konnte im Vergleich zu den ohnehin niedrigen Regierungs-Gehältern den Lehrern immer weniger gezahlt werden. Einige hoch qualifizierte Lehrer hatten die Schule bereits verlassen.
Der Besuch der Burg-Gymnasiasten wirkte in dieser bedrohlichen Situation wie ein Katalysator. Die ghanaische Kirchengemeinde, die den Besuch durch Privatquartiere und den kostenlosen Bus unterstützte, entdeckte und mobilisierte ihr Potential und ihre Verbindungen. Das erhoffte Ziel und die Rettung der Schule sind nun greifbar. Um die kritische Zeit erfolgreich zu überbrücken, hat es sich das Burg-Gymnasium zur Aufgabe gemacht, nicht nur die Unterstützung der Schülerinnen und Schüler durch den „Burg-Gymnasium-Award“ fortzuführen, sondern auch Spenden zu sammeln, um die Gehälter der 22 Lehrerinnen und Lehrer ein Jahr lang aufstocken zu können. Mit dem Rotgeld, das die Schülerinnen und Schüler sammelten, werden derzeit 10 ghanaische Schüler unterstützt, Eltern und Lehrer bessern die Lehrergehälter durch einen festen monatlichen Beitrag auf. Der Erlös eines Sponsorenlaufs, an dem auch die ghanaischen Gäste beteiligt waren, ermöglichte die dringend benötigte Anschaffung eines Fahrzeugs. Da Tema sehr weitläufig ist und ein öffentliches Nahverkehrssystem nicht existiert, ist die Schule auf ein Transportmittel angewiesen.
Das Ziel ist inzwischen erreicht. Am 29. Oktober 2010 „adoptierte“ das National Vocational Training Institut (NVTI) das TIM-VTTC (Tema Industrial Mission – Vocational and Technical Training Centre), unsere Partnerschule. Das NVTI ist eine Behörde im Rahmen des Arbeits- u. Sozialministeriums. Es betreibt eine Reihe von Beruflichen Schulen und organisiert und überwacht einen großen Teil der handwerklichen Ausbildungsstätten in Ghana. Gelegentlich „adoptiert“ das NVTI auch private Schulen, wenn sie gut geführt und für die Region bedeutend sind, jedoch ohne staatliche Hilfe nicht überleben können. „Adoption“ bedeutet in unserem Fall, dass die Lehrerinnen und Lehrer die höheren staatlichen Gehälter beziehen, viele Teile des Schullebens aber selbständig gestaltet werden können und z. B. der bisherige Charakter als christliche Schule erhalten bleibt. 

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